Pflanzenwässer oder Hydrolate sind unverzichtbar in der Naturkosmetik. Sie finden Anwendung in Emulsionen, Gesichtswässern, Deosprays, Parfums und vielem mehr.
Was ist ein Hydrolat?
Hydrolate werden auch Pflanzenwässer oder Blütenwässer genannt. Sie werden durch Wasserdampfdestillation hergestellt und bestehen aus dem Kondensat, das durch die Abkühlung des Kondensatdampfs entsteht. Hydrolate enthalten wasserlösliche Pflanzenstoffe und sind daher als pflegende Inhaltsstoffe aus der Naturkosmetik nicht wegzudenken. Eigentlich fällt Hydrolat als ein Nebenprodukt bei der Herstellung ätherischer Öle an. Es hat auch eine ähnliche Wirkung wie ätherische Öle, ist allerdings viel milder und daher auch in größeren Mengen für die Haut gut verträglich.
Für die professionelle Herstellung wird eine Destille verwendet. Auch mit Destillen kann man Hydrolate zu Hause herstellen, doch sie sind teuer und nicht einfach zu handhaben.
Doch man uss nicht gleich in eine Destille investieren, vor allem, wenn man nur kleine Mengen Hydrolat produzieren möchte. Auch mit ein paar einfachen Utensilien aus der Küche kann man Hydrolate zu Hause für den Eigenbrauch schnell herstellen.
Die selbst hergestellten Hydrolate enthalten nicht ganz so viele Wirkstoffe (man kann mit dieser Methode auch keine ätherischen Öle gewinnen) und sind kürzer haltbar als professionell hergestellte Hydrolate. Nichtsdestotrotz erhält man ein duftendes Pflanzenwasser, dass man direkt verwenden oder in die selbst gemacht Naturkosmetik weiterverarbeiten kann.
Schritt 1: Das Equipment
Für die Herstellung des Hydrolats braucht ihr folgende Utensilien:
einen großen Kochtopf
ein Sieb, das in den Topf gesetzt werden kann
eine kleine hitzefeste Schale
eine große Schale oder einen großen Topfdeckel
ein bisschen Wasser
Eiswürfel oder eiskaltes Wasser
eine saubere Flasche, in die das Hydrolat abgefüllt werden kann
eventuell Pentylene Glycol zum Konservieren oder ein anderes Konservierungsmittel nach Wahl, wenn das Hydrolat für Naturkosmetik verwendet wird und eine Waage
Alkohol zum Desinfizieren der Utensilien
Da es bei dieser Methode nicht möglich ist, so sauber und genau wie mit einer Destille zu arbeiten, ist es wichtig, dass alle Utensilien gut desinfiziert werden, vor allem, wenn sie normalerweise zum Kochen verwendet werden. So stellen wir sicher, dass das Hydrolat nicht verunreinigt wird und so lange wie möglich hält.
Weil ich öfter gefragt werde, als Sieb, kann man ein normales Dampfgarrer-Sieb, wie dieses hier nehmen: https://amzn.to/3EQy0rM
Glasflaschen mit Sprühaufsatz gibt es hier: https://amzn.to/3MjI3sK
Schritt 2: Das Pflanzenmaterial: frische oder getrocknete Kräuter?
Um das Hydrolat herzustellen, kann man frisches und getrocknetes Pflanzenmaterial verwenden.
Nach einer Faustregel sollen frische Pflanzen 1:1 eingesetzt werden sollten. Das bedeutet, dass man für 100 Gramm Hydrolat ungefähr 100 Gramm Blüten oder Kräuter braucht.
Bei getrockneten Pflanzen lautet diese Regel 1:2 Das heißt, für 100 Gramm Hydrolat benötigt man ungefähr 50 Gramm getrocknete Kräuter.
Damit sich die Wirkstoffe besser entfalten können, sollten die Pflanzen klein geschnitten oder gezupft werden.
Schritt 3: Die Methode
Der Topf wird zuerst 5-10 cm hoch mit Wasser gefüllt. Dann wird das Sieb in den Topf gesetzt. Es sollte einige Zentimeter über dem Topfboden sitzen, falls das Sieb keine Füßchen hat, stellt man einfach auf eine kleine Espressotasse.
Dann wird in die Mitte des Siebs die kleine Schüssel gesetzt. Hier ist es wichtig, dass die kleine Schale nicht zu hoch ist, sie darf auf keinen Fall über den Topf hinausragen.
Um die Schale herum auf das Sieb wird jetzt das Pflanzenmaterial gelegt. Es sollte zerkleinert/zerzupft werden und dann dicht um die Schale gelegt werden, es sollte möglichst wenig Hohlräumer geben.
Zum Schluss wird die große Schale oder ein verkehrter Topfdeckel auf den Topf aufgesetzt. Es ist wichtig, dass die Schale (oder der verkehrte Deckel) dicht mit dem Kochtopf abschließen. Auch muss zwischen dem Boden der großen Schale und der kleinen Schale im Topf etwas Luft sein.
Um den Prozess etwas zu beschleunigen, können in oben in die große Schale Eiswürfel oder eiskaltes Wasser eingefüllt werden.
Wenn der Topf auf dem Herd erhitzt wird (ich drehe die Herdplatte immer zuerst auf volle Hitze auf und sobald das Wasser siedet, drehe ich auf mittlere Hitze zurück), beginnt das Wasser in dem Topf zu verdampfen. Der Dampf steigt durch die Kräuter-Schicht nach oben, das Kondensat sammel sich ab boden der großen Schale (bzw. an der Oberfläche des verkehrt aufgesetzten Topfdeckels) und tropft von dort in die kleine Schale zurück. Das Wasser, das sich in der kleinen Schale sammelt ist das fertige Hydrolat oder Pflanzenwasser.
Wichtig: Zu beachten ist, dass immer genug Wasser im Topf eingefüllt ist, allerdings sollte das Wasser auch nicht durch das Sieb durchdringen. Meiner Erfahrung nach, reichen 5-10 cm hoch Wasser in einem großen Topf aus, um 100 - 200 ml Hydrolat herzustellen, bevor das Wasser verdampft ist.
Achtung: Alle Utensilien im Topf werden während des Destillationsvorgangs sehr heiß, es besteht Verbrennungsgefahr!
Die Haltbarkeit des Hydrolats
Das Hydrolat sollte kühl und dunkel gelagert werden und ist so mehrere Wochen haltbar. (Professionell hergestellte Hydrolate halten bis zu einem Jahr.) Speziell, wenn das Hydrolat in Naturkosmetik weiterverarbeitet wird, kann es sinnvoll sein, es für eine längerer Haltbarkeit zu konservieren.
Man kann dafür zum Beispiel klassisch Alkohol nehmen (12% - 15 % der Endmischung), allerdings kann bei einem zu hohen Alkoholgehält die Haut austrocknen.
Ich verwende in meinen Kosmetikprodukten gerne Pentylene Glycol. Es handelt sich dabei um einen zweiwertigen Alkohol, der ab einer gewissen Einsatzkonzentration, ähnlich wie hochprozentiger Alkohol, schädlichen Mikroorganismen entgegenwirkt. Im Gegensatz zu Alkohol wirkt Pentylene Glycol aber nicht austrocknend, ganz im Gegenteil, es bindet sogar Feuchtigkeit und unterstützt so die Versorgung der Haut mit Feuchtigkeit.
Kurz gesagt, Pentylene Glycol wirkt in der richtigen Einsatzkonzentration konservierend und feuchtigkeitsspendend.
Meine Hydrolate konservieren ich mit 5% Pentylene Glycol, das heißt 100 Gramm Hydrolat werden 5 Gramm Pentylene Glycol zugefügt.
Video-Anleitung
Da es sich in Bildern oft leichter erklären lässt als in Worten, findet ihr eine genaue Anleitung zu dieser Destillationsmethode auf meinem YouTube-Kanal. Neben einem Rosenwasser habe ich bisher Gänseblümchen, Flieder und Tanne mit dieser Methode destilliert.
Die Herstellung eines Rosenwassers:
Die Herstellung eines Tannen-Hydrolats:
Die Herstellung eines Gänseblümchen-Hydrolats:
Die Herstellung eines Flieder-Hydrolats:
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