Zu Mariä Himmelfahrt beginnt die Zeit der Kräuterweihe und des Frauendreißigers. Die Kräuter gelten zwischen August und September als besonders heilkräftig. Nach einem wunderschönen Brauch werden sie in dieser Zeit gesammelt, zu Kräuterbuschen gebunden und gesegnet.
Inhalt:
Der 15. August - Kräuterweihe und Maria Himmelfahrt
Im August und September wird den Kräutern eine besondere Kraft zugeschrieben. Am 15. August zu Mariä Himmelfahrt findet die Kräuterweihe statt. Es ist ein christlicher Brauch, bei dem Heilkräuter zu Kräuterbuschen gebunden und in der Kirche geweiht werden.
Mariä Himmelfahrt ist, wie der Name schon besagt, Maria gewidmet. Das Fest besteht in der christlichen Kirche seit dem 5. Jahrhundert. Es ist ein Hochfest, mit dem Marias Aufnahme in den Himmel gefeiert wird. Und so werden zur Kräuterweihe auch die sogenannten Marienkräuter gesammelt, die nach der katholischen Tradition der Maria geweiht sind. Zu den Marienkräutern zählen zum Beispiel Schafgarbe, Lavendel und Thymian.
Es heißt, dass die Apostel am 3. Tag nach Marias Begräbnis ihr Grab besuchten, doch als sie dort ankamen, war es leer und es duftete nach Blumen und Kräutern. Im Grab fanden sie nur Rosen und Lilien und rundherum wuchsen Marias liebste Heilkräuter.
Beginn des Frauendreißigers
Der Frauendreißiger ist eine Zeit von 30 Tagen, die am 15. August zu Maria Himmelfahrt beginnt. Zu dieser Zeit gelten die Kräuter als besonders heilkräftig und es wurde und wird von kräuterkundigen Frauen ein großer Vorrat an Kräutern für den Winter gesammelt.
Großer und kleiner Frauentag
Maria Himmelfahrt am 15. August wird auch als der große Frauentag bezeichnet. Der kleine Frauentag wird zu Maria Geburt am 8. September gefeiert, manche Quellen nennen auch Maria Namen am 12. September. Diese Tage markieren Anfang und Beginn und Ende des Frauendreißigers. Da es sich aber um weniger als 30 Tage handelt, wird noch die Zeit bis zum 15. September dazugezählt.
7, 9, 12 - Kräuterbuschen zur Kräuterweihe
Der Kräuterbuschen wird aus einer magischen Anzahl an Kräutern gebunden. So enthalten die Buschen 7, 9, 12, 14, 24, 72 oder sogar 99 Kräuter. Die Zahl kann nach Region und Verfügbarkeit der Kräuter variieren. Diese Zahlen haben jeweils eine besondere Bedeutung:
7 für die 7 Schöpfungs- bzw. Wochentage
9 steht für 3x3 in Bezug auf die Dreifaltigkeit
12 steht für die Zahl der 12 Apostel
14 steht für die Zahl der Nothelfer
24 steht für 2x12 (Apostel)
72 steht für 6x12 (Apostel)
99 steht für 3x33, wieder ein Symbol der Dreifaltigkeit
Durch die Weihe am Kräuterweihtag, dem 15. August, sollen den Kräutern magische Kräfte verliehen werden bzw. soll ihre Heilkraft noch verstärkt werden. Die Kräuterbuschen sollen dann Menschen, Tiere und Heim über das Jahr hinweg vor Unheil schützen.
Die Kräuter der Kräuterweihe
Die Kräuter, die in den Kräuterbuschen gebunden werden, können je nach Region und Verfügbarkeit variieren.
Zu den klassischen Marienkräutern der Kräuterweihe zählen nicht abschließend:
Königskerze, Johanniskraut, Kamille, Salbei, Beifuß, Schafgarbe, Lavendel, Melisse, Thymian und Quendel, Wermut, Ringelblume, Wegwarte, Pfefferminze und Frauenmantel.
Eine ganz klassische Pflanze des Kräuterbuschens ist die Königskerze, sie wird gerne in die Mitte des Buschens gebunden. Die Kräuterbuschen können auch nach bestimmten Themen und Bedürfnissen zusammengestellt werden, zum Beispiel mit Erkältungskräutern oder Frauenheilkräutern, denn es wird mit diesen Heilkräutern auch für die Winterzeit vorgesorgt. Kräuter wie Königskerze und Johanniskraut gelten als Wetterkräuter und sollen vor Gewitter schützen und der Beifuß gilt überhaupt als magische Pflanze und Schutzkraut.
Mein Rezept für ein Frauendreißiger-Blütenöl gibt es hier.
Kräuterbuschen und Brauchtum
Der Kräuterbuschen hat verschiedene Aufgaben. Zu allererst ist er eine Heilkräuter-Hausapotheke für den Winter. Es wurden je nach Bedarf immer wieder Kräuter herausgenommen und verwendet, zum Beispiel für Tee. Auch wurden krankem Vieh getrocknete Heilkräuter ins Futter gemischt.
Die Kräuter des Kräuterbuschens werden auch zum Räuchern verwendet. Zum Beispiel kann mit den geweihten Marienkräutern zu den Rauhnächten um Weihnachten herum in Haus und Stall geräuchert werden.
Weiters soll das Kräuterbündel vor Gewitter beschützen, besonders vor dem Blitzschlag. Dazu wurden ein paar geweihte Kräuter aus dem Kräuterbuschen ins Feuer geworfen.
Die Kräuterbuschen fungieren – neben ihrer heilenden Wirkung – allgemein zum Schutz von Haus und Hof sowie deren Bewohnern und sollen Unheil abwehren.
Freya und Maria
Auch wenn die Kirche Maria zu dieser Zeit verehrt, geht die Tradition des Kräutersammelns und -segnens zu dieser Jahreszeit auf heidnische Bräuche zurück. So teilt sich Maria diesen Feiertag mit Freya, der nordisch-germanischen Göttin der Liebe, der Heilkräuter, des Hellsehens und der Beschützerin der Frauen, von denen sie auch verehrt wurde. Freya war nicht nur Schutzpatronin der Frauen, ihr waren auch die Katzen heilig und ihr Wagen wurde von zwei Wildkatzen gezogen, wie der Ethnobotaniker W.D. Storl die Göttin beschreibt.
Im Spätsommer wurden im germanischen Erntebrauch Kräuterbündel mit sieben, neun oder 77 Heilkräutern gebunden und geweiht. Dies stand auch in Zusammenhang mit den Jahreskreisfesten Lughnasadh und Lammas. Mit der Wandlung der Verehrung der Freya zur Marienverehrung wurden auch die Freyakräutern zu den Marienkräutern.
Doch hier muss keine Konkurrenz herrschen, es ist einfach eine wunderbare Festzeit der (Kräuter-) Frauen - je mehr, desto schöner.
Mehr zur Kräuterweihe und zum Kräuterbündel-Binden im Video:
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Disclaimer: Ich bin keine Medizinerin oder Kosmetikerin, ich teile hier mein Wissen und meine Erfahrungen nach bestem Wissen und Gewissen, es handelt sich hier nicht um Empfehlungen für medizinische oder kosmetische Behandlungen, dafür muss man immer einen Arzt oder Apotheker aufsuchen. Es wird keine Haftung übernommen.
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